von Gwen Gründel

Die Qualifikationsphase (Q-Phase) der Oberstufe. Ein Abschnitt der eigenen Schulzeit, der insbesondere bei Schülerinnen und Schülern der E-Phase oft Angst- und Stresszustände verursacht. Aus Erfahrung sprechend kann ich nur sagen: nachvollziehbar! Es ist jedoch nicht unmöglich, die Zeit bis zum Abitur mehr oder minder stressfrei zu überstehen. Mit einigen Vorgehensweisen, Tipps und Gewohnheiten ist es theoretisch sehr gut möglich, sich strukturiert und angstfrei durch die vier Halbjahre der Q-Phase bis zum Abitur durchzukämpfen.

Doch scheitern viele Schülerinnen und Schüler meist schon an der Frage, wie genau man sich nun im Vergleich zur Mittel- und Unterstufe auf die Oberstufe vorbereitet. Prinzipiell ist hier das Stichwort „Eigenorganisation“ die Essenz oder auch der Startpunkt des eigenen Arbeitens. Denn was die Oberstufe im Wesentlichen von den vorherigen Halbjahren unterscheidet, ist schlichtweg die Fähigkeit des selbstständigen Arbeitens und der Organisation. Arbeit, auf die man zuvor mehrfach aufmerksam gemacht wurde: Mitschriften, Hausaufgaben oder Anwesenheit: All das wird nun einem selbst überlassen. Eine Umstrukturierung, die viele erst mal überfordert. Was diesbezüglich jedoch viel Abhilfe schaffen kann, sind zunächst manuelle Planer oder digitale Apps, mit welchen Klausurtermine, Abgabefristen oder auch Präsentationstermine festgehalten werden. Zudem ist es durch eine Übersicht der eigenen Termine um einiges besser möglich, Prokrastination langfristig zu vermeiden. Aufgaben, an welche man sich sonst eventuell erst am Tag vor der eigentlichen Frist oder Abgabe erinnert, kann man so frühzeitig planen und erledigen.

Natürlich kann es dennoch passieren, dass auch mal die eine oder andere Aufgabe in Vergessenheit gerät oder man eine Klausur, auf welche man sich vermeintlich gut vorbereitet hat, in den Sand setzt. Wichtig dabei ist, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen: Auch das ist normal! Kein Mensch ist vollkommen fehlerfrei und es ist nicht schlimm, nicht immer in Topform zu sein und fehlerfrei abzuliefern. Deshalb ist es insbesondere für Schülerinnen und Schüler, welche einen vergleichsweise hohen Anspruch an ihre eigenen Leistungen haben, dem Schulalltag mit genügend Ruhe und Ausgleich zu begegnen. Sei es ein privates Hobby, Treffen mit Freunden, eine Sportart oder auch eine schulinterne AG – Ausgeglichenheit ist für jede Person grundlegend.

Was damit einhergeht und überdurchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler bereits vor der Oberstufe belastet, ist vor allem eines: ein einigermaßen gesunder Schlafrhythmus. Viele werden jetzt wahrscheinlich argumentieren, dass es mit der größeren Arbeitsbelastung und dem Integrieren der eigenen Interessen in den Alltag stellenweise einfach nicht möglich ist, genug zu schlafen. Um wieder zurück zu meinen eigenen Erfahrungen zu kommen: Ja, manchmal ist es wirklich sehr schwierig. Das liegt aber auch meistens daran, dass Prokrastination oder auch ein viel zu hoher Konsum von Social Media einen unnötig lange wach und beschäftigt halten. Deshalb ist meiner Ansicht nach jedem dazu anzuraten, so wenig wie möglich und gleichzeitig so viel wie nötig Zeit online zu verbringen, wenn es nicht um Schule oder tatsächlich die eigenen Hobbys geht. Es hält lange wach, verkürzt auf Dauer die eigene Aufmerksamkeitsspanne, führt oft zu unrealistischen Vergleichen mit Mitmenschen und schränkt die eigene Produktivität enorm ein. Was ebenso hilfreich sein kann, um länger zu schlafen, ist, liegengebliebene Arbeit in Freistunden zu erledigen, auch wenn es sehr verlockend ist, in unverhofft anfallender Freizeit nach Hause zu gehen. Versucht es wirklich, wenn möglich, zu vermeiden. Die Wahrscheinlichkeit, nur am Handy hängenzubleiben oder schlichtweg einzuschlafen, ist sehr hoch, egal wie sehr man es zu leugnen versucht. Entspannung ist und bleibt die angenehmere Option.

Ein weiterer wichtiger Tipp wäre darüber hinaus ein gut überlegtes Abwählen von Fächern zum Ende der E2, Q2 und Q3. Fachbereiche, die einem bereits seit der Mittelstufe schwerfallen oder die grundsätzlich viel Arbeit erfordern, kann man so entweder besser priorisieren oder teilweise komplett abwählen. Man schafft sich damit nicht nur mehr Freizeit, sondern auch einen weniger klausurintensiven Schulalltag. Es scheint vielleicht nicht direkt ausschlaggebend, kann aber auf lange Sicht wirklich hilfreich sein. Wählt man von Beginn der Q1 an im größtmöglichen Rahmen ab, hat man in der Vorbereitungsphase auf das Abitur beispielsweise gut acht Klausuren weniger als jemand, der keine Fächer abgewählt hat. Natürlich klappt es mit einer bestimmten Kombination der Leistungskurse nicht immer, die höchstmögliche Anzahl an Fächern abzuwählen. Auch kommt manchmal hinzu, dass man in einem der ersten Halbjahre in einem bestimmten Fach eine Leistung erbracht hat, die man verbessern möchte oder sogar muss. In diesem Fall ist es wichtig abzuwägen, ob und wie viele Fächer man abwählt.

Zu empfehlen sind zudem das Lernen mit Freundinnen oder Freunden sowie das Wahrnehmen von Nachhilfeangeboten und Sprechstunden an der eigenen Schule. Beides ist kostenlos und kann sowohl das eigene Verständnis als auch die persönliche Arbeitsmotivation unterstützen. Wenn man merkt, dass man alleine nicht weiterkommt oder keinen richtigen Anfang beim Lernen findet, ist es immer eine gute Idee, Kursmitgliedern, Freundinnen und Freunden oder Lehrkräften Verständnisfragen zu stellen und gemeinsam nach der Lösung einer Unklarheit zu suchen. Zudem beugt dies Frustration oder Überarbeitung vor.

Ein letzter, nicht zu unterschätzender Punkt ist das eigene Informieren über Ausbildungsmöglichkeiten, Studiengänge oder anderweitige Karrierewege nach dem Beenden der Schulzeit. Das ist meiner Meinung nach deshalb wichtig, da es die eigene Motivation unterstützen oder auch den Stress, den man manchmal selbst bezüglich der eigenen Leistungen erzeugt, mindern kann. Wenn man nämlich schon weiß, in welche berufliche Richtung man später nach dem Schulabschluss gehen möchte, ist es oftmals leichter, die Zeit bis zum Abitur optimistisch zu überstehen.

Letztlich gibt es gibt viele Vorgehensweisen und Angewohnheiten, die einem in Bezug auf die gymnasiale Oberstufe helfen oder eine Orientierung bieten können. Es kommt jedoch bei diesen nicht darauf an, alle perfekt und kontinuierlich anzuwenden, sondern vielmehr einen ausgeglichenen Mittelweg mittels aller zu kreieren, bei welchem man sich auch mal Fehler oder Ausrutscher verzeiht. Also an alle, die das lesen und sich gedanklich schon Horrorszenarien ausmalen und totalen Stress machen: Entspannt euch, strukturiert euren Alltag bestmöglich, nehmt euch Zeit für euch selbst und lasst euch nicht ärgern!

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