von Luka Mušan

Am 17. November 2023 besuchten die Deutsch-Grundkurse der 12. Klasse (Q1) das Frankfurter Goethe-Haus und ‑Museum und erhielten einen faszinierenden Einblick in die verschiedenen Stockwerke und Räume des historischen Gebäudes.

Im Erdgeschoss des Goethe-Hauses befinden sich die „Gelbe Stube“ und die „Blaue Stube“, in denen einst Gäste empfangen wurden und die Familie Goethe ihre Mahlzeiten einnahm. Gegenüber der „Blauen Stube“ liegt die Küche, die mit einer Wasserpumpe für einen Brunnen ausgestattet war – ein Luxus, da im 18. Jahrhundert nur sehr wenige Familien eine eigene Wasserpumpe besaßen.

In das erste Obergeschoss (OG) führt eine breite Treppe, auf deren Geländer die Initialen der Eltern eingraviert sind: oben „jcg“ für den Vater Johann Caspar Goethe und unten „ceg“ für die Mutter Catharina Elisabeth Goethe. Das erste OG wurde hauptsächlich für repräsentative Zwecke für Feste genutzt und nicht als Wohnbereich, anders als das zweite und dritte OG, in denen sich das private Leben der Goethe-Familie abspielte.

In dem Flur ,,Belle Etage“ sind zwei riesige Frankfurter Wellenschränke zu sehen, welche typisch für wohlhabende Familien waren. In diesen wurden wertvolle Gegenstände aufbewahrt, wie etwa Bettwäsche, welche damals als Statussymbol galt. Neben den Frankfurter Wellenschränken wurden Besuchern gerne auch die Bilder der Grande Tour-Bildungsreise durch Europa präsentiert, welche später an den Sohn weitervererbt wurden. Auf diesen kommt die Liebe von Goethes Vaters zu Italien zur Geltung.

Die „Rote Stube“ ist sehr eindrucksvoll gestaltet und mit einem edlen Mobiliar ausgestattet. Johann Wolfgang von Goethe, welcher von seiner Mutter den Spitznamen ,,Hätschelhans“ bekam, hielt hier Reden, die denen Shakespeares ähnelten – ein Dichter, zu dem Goethe immer aufgeschaut hatte. Im Nebenraum hängt ein Gemälde von Goethes Großvater Johann Wolfgang Textor, dem zur damaligen Zeit mächtigsten Mann in Frankfurt, auf den Goethe sehr stolz war. Auf den Gemälden von Goethes Großmutter Anna Margaretha Justina Textor trägt sie eine Haube auf dem Kopf, was darauf hinweist, dass sie verheiratet war.

Im zweiten OG angekommen, zieht sofort die astronomische Uhr die Aufmerksamkeit auf sich, welche sich seit den 1930er Jahren im Vorsaal befindet. Dieses Unikat gehörte nicht Goethe selbst, sondern einem Freund seines Vaters und ist drei Jahre älter als der Dichter. Ganz oben auf der Uhr steht das aktuelle Datum geschrieben. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die Uhr einmal pro Woche aufgezogen wird. Die Jahreszahlen und Ringe sind lediglich aufgemalt und werden nach zwölf Jahren weggewischt und neu aufgeschrieben. Zusätzlich enthält die Uhr ein Pendel und einen Bären, welcher sich auf den Rücken legt, sobald die Uhr erneut aufgezogen werden muss. Auf diese Weise funktioniert die Uhr rein mechanisch.

In der Bibliothek hängt ein Gemälde von Goethes Französischlehrer Leopold Heinrich Pfeil. Da Goethes Vater großen Wert auf eine umfassende Bildung seines Sohnes legte, sorgte er dafür, dass dieser Unterricht in Latein, Französisch, Englisch und Griechisch erhielt. Er war zudem öfter bei dem Unterricht anwesend, was durch seine finanzielle Unabhängigkeit möglich war, da er nicht arbeiten musste und sich somit seinen Interessen und seiner Familie widmen konnte. Der Wohlstand der Familie war hauptsächlich auf Goethes Großmutter zurückzuführen, die das Vermögens der Familie aufbaute. Daher war es Goethe möglich, sich seinen Interessen wie Fechten und Reiten zu widmen sowie ein Jura-Studium zu absolvieren, so wie es sein Vater wünschte – er war der Erste in der Familie, der studiert hatte und gereist war. Schon als Kind faszinierten Goethe die Geschichten seines Vaters von dessen Reisen nach Italien. Und als er schließlich selbst dorthin reiste, war er überwältigt und bezeichnete diese Reise als seine Wiedergeburt. Das Zimmer der Frau Rath, auch bekannt als Catharina Elisabeth Goethe, soll das Geburtszimmer von Goethe sein, obwohl diese Annahme nicht eindeutig belegt ist. Frau Rath, Goethes Mutter, hatte eine Vorliebe für das Theater, war oft in ihren Gedanken versunken und dachte sich mit Freude Geschichten aus. Sie lud gerne Gäste ein, musste jedoch nach einem Umzug einen Teil ihres Mobiliars veräußern. Die Lust zu fabulieren soll sie laut Goethe von ihrer Mutter haben. Zudem befindet sich in dem Raum auch ein Gemälde der Frau Rath. Im Zimmer von Goethes jüngerer Schwester Cornelia Friederica Christiana Schlosser, die er liebevoll als seine „liebe Gefährtin“ bezeichnete, befindet sich ein kleines Klavier, da sie und ihr Bruder gerne musizierten. Sie erhielt zusammen mit ihrem Bruder Unterricht und hätte auch gerne studiert, was jedoch Frauen zu dieser Zeit nicht erlaubt war. Sie starb im Alter von 26 Jahren, während Goethe 82 Jahre alt wurde. Goethe hatte insgesamt fünf Geschwister, wobei eines von ihnen bereits bei der Geburt aufgrund des damals schlechten medizinischen Fortschritts verstorben war. Dass Goethe überhaupt so alt werden konnte, war dem Reichtum seiner Familie zu verdanken.

Im dritten OG befindet sich eine Feuerstelle, die mit dem Ofen durch ein Rohr verbunden ist – ein Heizungssystem, das normalerweise nur in Schlössern zu finden ist und welches das Vermögen der Goethes widerspiegelt. Der Boden ist mit Steinfliesen ausgelegt, wodurch das Risiko von Funken minimiert wird. Zusätzlich beherbergt diese Etage Goethes eigenes Dichterzimmer, dessen Türrahmen vom Flur aus betrachtet nicht besonders hoch ist. Weiterhin ist sein persönliches Zimmer zu finden, ausgestattet mit einem Stehpult, an dem er es bevorzugte zu arbeiten, obwohl es ihm nicht gehörte – sein eigenes Stehpult steht in Weimar. Ein Schaukasten präsentiert Goethes Puppentheater, das er nutzte, um seine Fantasie auszuleben und den Nachbarskindern vorzuführen, von denen er Feedback erhielt. Obwohl die Marionetten und Puppen verkauft wurden, ist in diesem Zimmer ein Gemälde zu sehen, auf dem das vollständige Puppentheater mit allen Details abgebildet ist. Alles in allem wuchs Goethe in einem äußerst privilegierten Umfeld auf.

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