von Hanaa Amraoui, Nina Vukadinović
Guten Tag, Frau Lorz, wie geht es Ihnen heute?
Soweit gut, danke.
Wir sind Hanaa und Nina von der Online-Schülerzeitung. Wir freuen uns, dass wir heute das Interview mit Ihnen führen können. Stellen Sie sich bitte einmal für die Schülerinnen und Schüler vor, die Sie noch nicht kennen.
Ich denke, meinen Namen kennt ihr. Ich werde bald 60 und bin seit dem Jahr 2000 an der Schule. Zunächst habe ich die Fächer Mathematik und Physik unterrichtet und bin dann in 2008 zur Schulleitung dazugestoßen. Seitdem bin ich hier. Ansonsten bin ich nicht aus Offenbach, wohne auch nicht hier, komme aber trotzdem immer wieder gerne hierher.
Was ist Ihr Aufgabenprofil als stellvertretende Schulleiterin?
Meine Hauptaufgabe lässt sich einfach beschreiben. Als Stellvertreterin bin ich immer dann gefragt, wenn der Schulleiter, aktuell Herr Wasserka, nicht da ist und etwas erledigt werden muss. Dann ist es meine Aufgabe, ihn zu vertreten. Das ist so, wie wenn man einen Klassensprecher hat: Wenn der Hauptsprecher nicht da ist, muss der Stellvertreter sich um dessen Angelegenheiten kümmern.
Das ist das eine. Ansonsten gibt es in der Schulleitung einen Verteilungsplan, wer was macht. Ich habe schon verschiedene Aufgaben übernommen. Vieles von dem, was ich früher gemacht habe, wie den Stunden- oder Vertretungsplan, mache ich nicht mehr. Inzwischen kümmere ich mich viel um das, was im Alltag anfällt, ich bin also auf Abruf. Nebenbei unterrichte ich noch ein paar Stunden, organisiere Abläufe und habe auch viele Aufgaben im pädagogischen Bereich. Wenn zum Beispiel jemand gerade „durchdreht“, komme ich dazu.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten? Auf was würden Sie verzichten?
Am meisten gefällt mir der Kontakt mit Menschen, vor allem mit den Schülerinnen und Schülern. Sie machen den größten Teil des Schullebens aus, und die Arbeit mit ihnen macht mir immer Freude. Verzichten würde ich auf das Notengeben.
Wie lange sind Sie schon hier?
Wie schon gesagt, ich bin seit 2000 hier, also seit über 24 Jahren. Ich habe 1998 mein Referendariat beendet und dann noch eine Weile an einer anderen Schule gearbeitet. Anschließend habe ich hier ein Angebot für eine sogenannte Planstelle bekommen. Zuerst habe ich gedacht: Offenbach? Da war ich vorher nur ein einziges Mal! Aber ich habe mir die Schule angeschaut, und es hat sofort gepasst. Ich würde auch nicht mehr woanders hinwollen. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Wegen der Corona-Pandemie haben Sie kommissarisch das Amt der Schulleiterin übernommen. Wie war diese Zeit für Sie? Und kommt der Posten als Schulleiterin generell für Sie infrage?
Das sind gleich mehrere Fragen. Die Corona-Pandemie war eine besondere Herausforderung. In dieser Zeit habe ich mich in einer besonderen Verantwortung gefühlt. Wenn ich das Gefühl hatte, dass es wegen der Pandemie gefährlich wird, habe ich mich schützend vor die Schule gestellt und gesagt: „Nein, wir müssen das jetzt anders machen, damit wir unsere Schülerinnen und Schüler sowie meine Kolleginnen und Kollegen nicht gefährden.“
Das war die eine Frage. Es war nicht nur während der Corona-Pandemie so, dass ich die Schule kommissarisch geleitet habe. Es war für mich eine schöne und interessante Erfahrung, wobei ich die ganze Zeit dachte: „Hoffentlich kommt bald jemand und übernimmt den Job!“ Somit habe ich auch schon die letzte Frage beantwortet: Nein, das kommt für mich nicht infrage. Ich habe schon mal in meinem Leben darüber nachgedacht, ob ich Schulleiterin werden möchte, aber dann immer gedacht: „Nein, die allerletzte Verantwortung für alles zu haben, das möchte ich nicht!“ Ich bin gerne da, wenn ich gebraucht werde – sei es für eine kommissarische Schulleitung oder, wie ich vorhin sagte, wenn Herr Wasserka einmal krank oder abwesend ist. Aber die Position als Schulleiterin kommt für mich nicht infrage. Ihr wisst bereits, wie alt ich bin, das heißt, es ist absehbar, wann ich nicht mehr hier sein werde. Es ist also keine Frage mehr für mich.
Wie ist die Zusammenarbeit mit Ihren Kolleginnen und Kollegen, sowohl innerhalb der Schulleitung als auch innerhalb des Kollegiums?
Die Zusammenarbeit ist sehr schön. Das war nicht immer so – innerhalb der Schulleitung kann ich das inzwischen auch offen sagen, weil diejenigen, mit denen es nicht so schön war, nicht mehr da sind. Heute haben wir eine sehr enge und gute Zusammenarbeit. Wir sind sehr vertraut miteinander, haben viel Spaß und sind uns einig in dem, was wir wollen. Auch wenn wir einmal unterschiedliche Meinungen haben, finden wir schnell gemeinsame Lösungen.
Das Gleiche gilt für das Kollegium. Bevor ich in die Schulleitung gewechselt bin, war ich acht Jahre lang Teils des Kollegiums. Diese Zeit habe ich sehr genossen. Das Kollegium habe ich immer als Bereicherung für mich und mein Leben gesehen, und das ist auch einer der Gründe, warum ich immer gerne hierherkomme.
Was konnten Sie als stellvertretende Schulleiterin an der ASS verändern bzw. würden Sie gerne noch verändern?
Rückblickend gibt es viele kleine Sachen, die mir einfallen würden, aber ich schaue lieber nach vorne. Beispielsweise wäre mir das Gebäude ein besonderes Anliegen. Sicherlich habt ihr gesehen, dass einige neue Möbel geliefert wurden. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern wollen wir den Vorraum der Mensa und den Flur dahinter wohnlicher gestalten. Da wir eine ganz tolle Schülerschaft haben und laut Erzählungen angeblich das beliebteste Gymnasium in Offenbach sind – was ein ganz besonderes Lob ist –, möchte ich, dass das Gebäude dem gerecht wird.
Außerdem würde ich die UNESCO-Arbeit dahingehend umstrukturieren, dass mehr Aktivitäten im Unterricht eingebunden werden. Ihr wisst sehr wahrscheinlich, dass die UNESCO verschiedene Gedenktage unterstützt. Solche Aktionen sollten ebenfalls verstärkt im Unterricht stattfinden.
An welches Ereignis erinnern Sie sich gerne zurück und warum?
Es gibt viele Ereignisse, die mir einfallen. Vor allem sind es Aktionen zu Ereignissen. Besonders berührend war das Gedenken an den Anschlag in Hanau, bei dem sehr viele Menschen erschossen wurden. Jedes Jahr erinnern wir uns als Schulgemeinde, was damals passiert ist. Einen Tag nach dem Anschlag versammelte sich die gesamte Schülerschaft im Hof. Nachdem wir eine Durchsage gemacht hatten, dass wir uns alle im Hof treffen, liefen wir schweigend die Treppen herunter und bildeten einen großen Kreis. Ich war sehr beeindruckt, wie unsere Schülerinnen und Schüler gespürt haben, dass etwas ganz Schlimmes passiert ist. Das hat mir gezeigt, wie besonders unsere Schulgemeinschaft ist.
Ansonsten sind es die vielen kleinen Ereignisse, die mich jeden Tag begleiten. Wenn mir morgens Schüler mit einem „Hallo Frau Lorz!“ begegnen, finde ich das toll. Es sind diese kleinen Ereignisse, die die den Alltag so besonders machen, das kennt ihr sicher auch.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview genommen haben.