von Qanta Ahmad; Foto KI-generiert mithilfe von ChatGPT

Stell dir vor, du kommst nach einem anstrengenden und langen Schultag nach Hause, bist erschöpft und willst dich einfach nur noch ausruhen. Du kommst aber nicht dazu, weil noch ein großer Berg an Hausaufgaben auf dich wartet. Also erledigst du erst deine Pflichten, bevor du dich mit etwas anderem beschäftigen kannst. Doch der Tag neigt sich bereits dem Ende zu und du musst schlafen gehen, um am nächsten Tag genug Kraft zu haben, diesen ermüdenden Ablauf erneut zu durchleben. Und das Tag für Tag.

In einigen Ländern der Welt, wie zum Beispiel Polen, hat die Regierung Hausaufgaben abgeschafft, um den Stress der Schülerinnen und Schüler zu reduzieren. In Deutschland hingegen werden sie nach wie vor aufgegeben. Doch sind Hausaufgaben wirklich hilfreich oder stellen sie lediglich eine Arbeitsbelastung dar?

Ein Blick auf die Vorteile zeigt, dass Hausaufgaben mehr als nur eine zusätzliche Belastung sein können. Sie geben den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, das Gelernte zu wiederholen und zu vertiefen, was das Verständnis verstärkt. Zudem unterstützen sie das eigenständige Arbeiten und helfen den Lernenden, Verantwortung für ihre Aufgaben zu übernehmen. Des Weiteren fördern sie die Disziplin, da das regelmäßige Erledigen der Hausaufgaben für eine strukturierte und kontrollierte Arbeitsweise sorgt und die Jugendlichen auch lernen, ihre Zeit sinnvoll einzuteilen. Außerdem können sie in ihrem eigenen Tempo gezielt an ihren Schwächen arbeiten. Dadurch, dass sie ihr Wissen wiederholen, sind sie besser auf Prüfungen vorbereitet und haben weniger Stress. Zudem können sie den Schulstoff zu Hause festigen, was dazu beiträgt, dass weniger Unterrichtszeit verloren geht. Davon profitieren auch die Lehrkräfte, da sie früher mit dem nächsten Thema einsteigen können.

Jedoch können Hausaufgaben auch zu Stress und Überlastung führen, insbesondere bei Schülerinnen und Schülern, die neben der Schule noch weitere Verpflichtungen haben, wie z.B. Training in einem Verein, was ihr Sozialleben stark einschränkt. Zudem profitieren nicht alle Schülerinnen und Schüler von Hausaufgaben. Jene, die mit anderen Methoden besser lernen können, betrachten die Hausaufgaben lediglich als lästige Pflicht, die sie erledigen müssen, und sind daher nicht motiviert. Abgesehen davon besitzen nicht alle die gleichen Möglichkeiten zu Hause. So haben einige z.B. keinen ruhigen Arbeitsort oder keinen Zugang zu Computern oder zum Internet, andere wiederum keine Unterstützung von Eltern oder Geschwistern, weswegen sie stärker benachteiligt werden. Darüber hinaus berücksichtigen Hausaufgaben nicht die individuellen Lerntechniken und -tempi der Schülerinnen und Schüler, was manch einem das Erledigen der Aufgaben erschwert. Werden des Weiteren Hausaufgaben nicht direkt besprochen, kann die Weiterentwicklung gestört werden, weil ein Feedback ausbleibt. Außerdem stehen die Schülerinnen und Schüler oftmals unter Druck, gute Noten zu schreiben, was ebenfalls zu einem negativen Verhältnis zum Lernen oder Erledigen der Hausaufgaben führen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hausaufgaben sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Auf der einen Seite fördern sie das eigenständige Arbeiten und helfen den Jugendlichen sich besser auf Klassenarbeiten vorzubereiten. Auf der anderen Seite können sie jedoch zu Stress führen und nicht alle Schülerinnen und Schüler besitzen zu Hause die gleichen Ressourcen. Um die positiven Aspekte der Hausaufgaben zu maximieren, sollten die Lehrerinnen und Lehrer die verschiedenen Lernstile der Schülerinnen und Schülern berücksichtigen und ihnen mehr Flexibilität beim Erledigen der Hausaufgaben lassen. Zudem sollten sie, um den Stress zu reduzieren, den Schülerinnen und Schülern etwas entgegenkommen und an langen Schultagen oder Wochen, in denen Arbeiten geschrieben werden, grundsätzlich weniger Hausaufgaben aufgeben.  

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