von Raazia Sarah Ahmed; Foto KI-generiert mithilfe von ChatGPT

Die tragische Komödie „Der Besuch der alten Dame “, geschrieben von Friedrich Dürrenmatt und veröffentlicht im Jahr 1955, thematisiert die Frage, inwiefern Gerechtigkeit durch Geld käuflich ist. Die Handlung spielt in der armen zerfallenen Kleinstadt Güllen, in welche die ehemalige Bürgerin Claire Zachanassian zurückkehrt, um sich an ihrem früheren Geliebten Alfred Ill zu rächen. Dieser hat sie damals verstoßen. Nun fordert sie seinen Tod als Rache für das begangene Unrecht.

Vor 45 Jahren von ihrer Jugendliebe Alfred Ill geschwängert, hat Claire daraufhin eine Vaterschaftsklage erhoben. Allerdings hat Ill die Vaterschaft vor Gericht geleugnet und Claire im Stich gelassen, woraufhin sie Güllen verlassen hat. Nun kehrt sie als Milliardärin mit einem ausgeklügelten Plan, den niemand erwartet, wieder zurück in ihre Heimatstadt Güllen, um Rache zu üben.

Bei Claires Ankunft versuchen sich die Güllener von ihrer besten Seite zu zeigen und sich bei ihr einzuschmeicheln. Sie erhoffen sich, durch sie zu Geld zu kommen, das sie für sich und die Stadt dringend benötigen, um ihre finanziellen Probleme zu lösen. Dabei wird Ill, der Krämer der Stadt Güllen, beauftragt, Claire zu einer Spende zu bewegen, jedoch verschweigt sie zunächst ihre wahre Absicht. Später verkündet Claire bei ihrem offiziellen Empfang im Wirtshaus, dass sie der Stadt eine Milliarde schenken werde – unter der Bedingung, dass Alfred Ill getötet wird. Zwar lehnt der Bürgermeister das Angebot zunächst unter Berufung auf die Menschlichkeit ab, doch beginnen die Bewohner, in Ills Laden für luxuriöse Waren, die sie sich eigentlich nicht leisten können, Schulden zu machen. Ill bekommt Angst, weil er ahnt, dass sein Tod bereits besiegelt ist. Es entsteht ein moralisches Dilemma, welches das Zusammenleben in Güllen auf eine harte Probe stellt.

Das Drama ist in einem knappen und ironischen Stil geschrieben. Ich war überrasch, dass Clair Ill tot sehen will, um sich an ihm zu rächen und dass ihr das sogar eine Milliarde wert ist. Es stellt sich die Frage, was als Nächstes passiert und ob Claire ihr Ziel erreichen wird. Ich finde es passend, dass Themen wie Moral, Macht und die Frage, ob Geld Gerechtigkeit schaffen kann, angesprochen werden. Auch heute noch ist es aktuell, dass reiche Menschen mehr Privilegien haben als andere. In der tragischen Komödie werden diese Themen wirkungsvoll dargestellt. Man wird dazu gebracht, über Moral und Verantwortung nachzudenken. Daher ist das Drama sehr empfehlenswert – vor allem für ältere Leserinnen und Leser.

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