von Vanessa Santalucia, Adriana Coppola

Vom 26. bis 29. Januar 2023 fuhren der Spanisch-Leistungs- und Grundkurs der Q3 (13. Klasse) unter der Leitung von Frau Ivan und Herrn Camacho López zum Projektunterricht mit dem Thema Historisches Gedächtnis (Aufarbeitung der franquistischen Vergangenheit) nach Barcelona. Schwerpunkte der Studienfahrt bildeten neben einer historischen Stadtführung zum Thema und dem Besuch der Schule IES Quatre Cantons auch eine Gesprächsrunde mit Zeitzeugen aus der Franco-Diktatur, bei der die Schülerinnen und Schüler am dritten Tag ihre Fragen stellen konnten.

Am Samstag, den 28. Januar erreichte die Schülergruppe um 10 Uhr die Räumlichkeiten des Nachbarschaftsvereins Associació Catalana Ex-presos Polítics del Franquisme (Katalanischer Verein ehemaliger politischer Gefangener der Franco-Diktatur) des barcelonesischen Stadtteils Poble Nou, wo sie kurze Zeit später herzlich von den Angehörigen des Vereins begrüßt wurden: Antonia Jover del Olmo, Carles Vallejo Calderón, Domènec Martínez García, Carlota Falgueras Marsal und Isabel Alonso Dávila.

Diese stellten ihre Vergangenheit vor und berichteten von ihren Gefühlen und Erfahrungen zur Zeit des Franquismus. Antonia schilderte ihre ersten Lebensjahre im Gefängnis und sprach von ihrer Familie. Carles erzählte von seiner Zeit im Gefängnis und im Exil sowie von seiner Festnahme und der einhergehenden Folter. Auch Domènec beschrieb ähnliche Eindrücke. Selbst Carlota und Isabel kämpften aktiv gegen die Franco-Diktatur und sprachen über ihre Erfahrungen im Gefängnis und Exil.

Nachdem jeder etwas aus seiner Biografie erzählt hatte, gab es eine kleine Mittagspause mit leckeren Snacks und Getränken, bei der die deutschen Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit hatten, mit Einzelnen näher ins Gespräch zu kommen. Zum Andenken erhielten sie ein T-Shirt und eine Anstecknadel mit dem Namen des Vereins, worüber sich alle sehr freuten – auch die Schülerinnen und Schüler überreichten am Ende zum Dank Geschenke, die sie aus Deutschland mitgebracht hatten.

Nach der Pause begann die eigentliche Gesprächsrunde. Dabei stellte die Schülergruppe sowohl sachliche als auch persönliche und emotionale Fragen. Besonders interessierte es sie, wie die Eltern der Zeitzeugen auf deren politisches Engagement reagierten und wie es für sie war, ein inhaftiertes Kind zu haben. Carlota antwortete hierauf, dass einige der Eltern stolz auf ihre Kinder gewesen seien, sie unterstützt hätten und selbst politisch aktiv gewesen seien, andere hingegen seien davon weniger überzeugt gewesen. Isabel schilderte einen typischen Tagesablauf im Gefängnis: Es sei viel geputzt, gearbeitet oder gelesen worden. Außerdem fragten die Schülerinnen und Schüler nach traumatischen Erinnerungen aus dem Gefängnis. Carles erzählte davon, dass es ihn bis heute schockiere, dass es Personen gegeben habe, die es sich zum Beruf gemacht hätten, gezielt anderen Menschen zu schaden und diese zu foltern, weil sie den Befehlen der Obrigkeit Folge geleistet haben.

Für die deutschen Jugendlichen, die in einem privilegierten Land aufgewachsen sind, ist es unvorstellbar, für die eigenen Grundrechte zu kämpfen, da sie diese als selbstverständlich ansehen. Die Biografien berührten sie daher alle sehr und regten sie zum Nachdenken an. Somit erhielten sie noch einmal eine andere Sichtweise auf den Franquismus und erfuhren hautnah, was damals geschehen war. Es war für sie authentisch; diese Eindrücke und Erfahrungen können nicht anhand von Texten im Unterricht wahrgenommen werden.

Daher ist es ihnen abschließend ein Anliegen, an alle zu appellieren, gegen das Böse in dieser Welt zu kämpfen und mutig zu sein.

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