von Qanta Ahmad; Foto KI-generiert mithilfe von OpenAI DALL∙E 3

Zwischen Frauen und Männern existierte schon immer eine Ungleichheit, die in verschiedenen Lebensbereichen spürbar ist: in der Politik, der Arbeitswelt und besonders im privaten Alltag, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht.

Im privaten Bereich organisieren die Frauen vorwiegend den Alltag, unabhängig davon, ob sie in Teil- oder Vollzeit arbeiten. Obwohl beide Partner berufstätig sind, übernehmen Männer oft weniger Aufgaben im Haushalt. Daher müssen meist die Frauen Einkaufslisten schreiben, das Abendessen kochen, die Kinder aus dem Kindergarten abholen, Termine vereinbaren, putzen und vieles mehr. All dies kostet Zeit, vor allem aber Nerven.­­ Eine gerechte Verteilung der Aufgaben wäre hier dringend notwendig, insbesondere in Partnerschaften, in denen beide berufstätig sind.

Auch in der Arbeitswelt besteht keine Balance zwischen den Geschlechtern. Zum einen haben Frauen häufig schlechtere Arbeitsbedingungen, ungünstigere Arbeitszeiten und stoßen auf enorme Hinderni­sse beim Aufstieg in Führungspositionen, weil sie oft in Teilzeit arbeiten, ihnen flexible Arbeitszeitmodelle fehlen und ihnen schlichtweg weniger Führungsstärke oder Durchsetzungsvermögen zugetraut wird, um nur einige Gründe zu nennen. Zum anderem verdienen sie auch weniger, da sie häufiger in schlechter bezahlten Berufen und in Teilzeit mit geringeren Aufstiegschancen arbeiten oder seltener ihr Gehalt verhandeln als Männer. Nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes verdienten Frauen im Jahr 2023 immer noch rund 18 % weniger als Männer. Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) aus dem Jahr 2022 stellt fest, dass in 45 von 46 befragten Branchen Frauen weniger verdienen als Männer. Die Coronapandemie verschärfte die Ungleichheit zusätzlich. Politische Maßnahmen, wie die Corona-Hilfspakete, welche die wirtschaftlichen Folgen der Krise abmildern und Unternehmen sowie Arbeitnehmer unterstützen sollten, kamen hauptsächlich Männern zugute, insbesondere in Branchen wie dem Baugewerbe, der Industrie und der Logistik. Diese ungleiche Verteilung der Hilfen trug dazu bei, dass die Lücke zwischen den beiden Geschlechtern weiter wuchs. Die WSI-Studie zeigt, dass im Januar 2022 etwa 19 % der Frauen, aber nur 6 % der Männer ihre Arbeitszeiten reduzierten, da Frauen die Hauptlast der Schul- und Kitaschließungen trugen. Zusätzlich führten auch Erkrankungen innerhalb der Familie dazu, dass die Mütter zu Hause bleiben mussten, um ihre Kinder zu betreuen, was ihre Position auf dem Arbeitsmarkt weiter schwächt.

Des Weiteren stellen Frauen auch in der Politik eine Minderheit dar. Der Anteil der Frauen im 20. Bundestag betrug 35,1 %, der von Männern hingegen 64,9 %. Die Ursache für die geringe Vertretung der Frauen in der Politik liegt auf der einen Seite im veralteten Rollenbild, nach dem der Mann für die Politik und das Geldverdienen verantwortlich ist und die Frau sich um die Kindererziehung und den Haushalt kümmert. Auf der anderen Seite ist der politische Aufstieg von Frauen mit mehr Herausforderungen verbunden als der von Männern. Frauen werden seltener für politische Ämter nominiert und müssen ein langwieriges Verfahren durchlaufen. Ihr Erfolg hängt dabei meistens von bestehenden Machtstrukturen und der Organisationskultur der Parteien ab, die meist männlich geprägt und von Diskriminierung beeinflusst sind.

Um den bestehenden Ungerechtigkeiten entgegenzuwirken, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. So wurde etwa die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Jahr 1994 durch eine Ergänzung zu Artikel 3 Absatz 2 im Grundgesetz verankert. Dort heißt es: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Ein bedeutender Schritt zur Förderung von Frauen in der Arbeitswelt ist die Einführung von Frauenquoten in Bereichen wie Politik, Wirtschaft und Kultur. Diese Quoten sollen dazu beitragen, die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen zu verringern und die Chancengleichheit sicherzustellen, vor allem bei gleicher Qualifikation.

Auch in der Familienpolitik wurden Fortschritte erzielt, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern und die Lasten der Sorgearbeit gerechter zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Dazu zählen die Möglichkeit der Elternzeit für beide Elternteile, der verstärkte Ausbau von Kita-Plätzen sowie ein geplantes Gesetz für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, der Vätern ab der Geburt automatisch zustehen soll, ähnlich wie den Müttern der Mutterschutz.

Die Bundesregierung hat sich zudem das Ziel gesetzt, die Situation bis 2030 grundlegend zu verbessern. Diese Ziele beinhalten, dass sämtliche Formen der Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen weltweit beendet sowie deren Ausbeutung abgeschafft werden sollen. Frauen sollen gleichberechtigt am politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen Leben teilhaben können. Zudem sollen Frauen und Mädchen die gleichen Rechte und Zugang zu Land, Eigentum sowie finanziellen Dienstleistungen erhalten.

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