von Norea Aurelia Finkeldei; Foto von Pixabay

„Sehr geehrte Damen und Herren,“ – noch heute werden offenbar zahlreiche Behördenschreiben so verfasst, dass sie bei vielen Menschen zunehmend als unverständlich und schwer zugänglich gelten. Dies liegt in den meisten Fällen daran, dass sich die Verwaltungssprache zum Großteil nicht von der juristischen Fachsprache unterscheidet. Sie enthält viele Fachwörter, mit denen Laien oft nicht zurechtkommen. Aus diesem Grund sollte in Zukunft mehr Wert auf die Verständlichkeit für die Leserschaft gelegt werden, um Missverständnisse bei der Übermittlung wichtiger Informationen aus Ämtern und Behörden zu vermeiden.

Unverständlichkeit und Fachsprache als Barriere

Das Diagramm des Instituts für Demoskopie Allensbach „Was an der Rechtssprache vor allem stört“ zeigt, welche Faktoren von den im Jahr 2008 Befragten als hinderlich beim Verständnis von Verwaltungstexten empfunden werden. Die Daten verdeutlichen, dass 71 % der Befragten die Sätze als zu umständlich formuliert und 61 % die Fachbegriffe als störend empfinden. Viele Bürgerinnen und Bürger sind nach dem Lesen eines Verwaltungstextes überfordert und fühlen sich teils verunsichert oder sogar angegriffen, wenn sie den Inhalt des Textes nicht nachvollziehen können. Dies schafft eine Barriere zwischen Öffentlichkeit und Verwaltung.

Mangelnde Lesefähigkeit als zusätzliches Hindernis

Ein weiterer Faktor, der die Relevanz einer vereinfachten Verwaltungssprache unterstreicht, ist die eingeschränkte Lesefähigkeit vieler Menschen. Eine Studie der Universität Hamburg belegt, dass etwa 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland über eine mangelnde Lese- und Schreibfähigkeit verfügen. Dies betrifft einen erheblichen Teil der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland, welche auf die leichte Verständlichkeit von Verwaltungstexten angewiesen ist. Die komplexe Verwaltungssprache, welche häufig durch Fachbegriffe und verschachtelte Formulierungen geprägt ist, wird den Bedürfnissen dieser Menschen nicht gerecht. Wichtige Informationen werden dadurch möglicherweise falsch interpretiert oder gar nicht verstanden.

Notwendigkeit einer klaren und verständlichen Ausdrucksweise

Das Bundesverwaltungsamt hat bereits 2002 die Problematik der Verwaltungssprache erkannt und Hilfestellungen für mehr Verständlichkeit vorgeschlagen. Dazu gehören beispielsweise der Verzicht auf Abkürzungen und Fachbegriffe, eine präzise und übersichtliche Satzstruktur sowie verständliche Erläuterungen. Eine klare und einfache Sprache könnte die Transparenz zwischen Bevölkerung und Behörden stärken und dazu beitragen, dass wichtige Informationen besser vermittelt werden. Verwaltungstexte können – wie beispielsweise in der „Coronavirus-Schutzverordnung“ – entweder komplex und überfordernd oder aber leicht verständlich und übersichtlich formuliert werden, wie in dem Auszug „Aktuelle Regelungen auf einen Blick“ gezeigt. Falls erforderlich, sollten komplexe Vorgänge durch erläuternde Absätze oder Beispiele veranschaulicht werden, um eine missverständnisfreie Kommunikation zu gewährleisten.

Wenn Bürgerinnen und Bürger die Inhalte und Anliegen der Behörden besser nachvollziehen können, wird nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Umsetzung der gewollten Maßnahmen erleichtert.

Ich appelliere daher an die Verantwortlichen in den Behörden und Ämtern, die Verwaltungssprache zugänglicher zu gestalten. Durch den Verzicht auf Fachsprache und Abkürzungen sowie durch zusätzliche könnte die Verständlichkeit verbessert, Fehlinterpretationen vermieden und eine konstruktive Kommunikation zwischen Staat und Bürgern gefördert werden.

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