von Marla Wachtel; Foto von Pixabay

Ein Mädchen namens Emmie ging in die 7. Klasse, als sie eine schockierende Nachricht erhielt. Krebs. Sie hatte Angst und wusste nicht, was sie machen sollte, doch Lina, ihre beste Freundin, tröstete sie. Emmie war in der Schule eine Person, die von jedem gemocht wurde, weshalb sie auch viele Freunde hatte. Dachte sie zumindest. Denn als ihre Krebsdiagnose kam und Emmie monatelang im Krankenhaus bleiben musste, änderte sich das schlagartig.

Es fing alles eines Morgens damit an, dass Lina wie üblich vorbeikam, um zu sehen, wie es Emmie ging. Dabei erzählte sie Emmie wie immer alles, was in der Schule passierte. Heute ging es um die neue Englischlehrerin, welche seit den Sommerferien in der Klasse unterrichtet. Emmie war froh, dass sie so eine gute Freundin wie Lina hatte, durch sie hatte sie das Gefühl, nichts zu verpassen.

An diesem Morgen hatte aber auch Emmie Lina etwas zu erzählen: „Anna und Max kommen heute zu Besuch und ich freue mich so, die beiden endlich wieder zu sehen.“ Lina machte auf einmal ein trauriges Gesicht und erzählte Emmie, wie die beiden hinter ihrem Rücken schlecht über sie geredet hatten. Sie erzählte, wie die beiden meinten, dass Emmie eh keinen Krebs habe und nur Aufmerksamkeit haben wolle. Emmie war sichtlich enttäuscht darüber, versuchte sich aber nichts anmerken zulassen. In diesem Moment verstand sie, dass diese Freunde eigentlich nicht ihre Freunde waren, doch sie war nicht traurig darüber, sondern froh, dass sie erkannt hatte, mit welchen Leuten sie gerne etwas zu tun hatte und mit welchen nicht.

Emmie redete mit Lina darüber. Doch sie verstand es erst gar nicht, da sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht hatte, welche ihrer Freundschaften von Bedeutung waren und welche nicht. Da hatte Emmie eine Idee. Die beiden nannten es Freundschaften sortieren. Sie spielten es jeden Tag und es funktionierte ganz einfach: Sie suchten sich eine Freundschaft aus und schrieben erst auf ein Blatt, was ihnen diese Freundschaft bedeutet, dann, ob ihnen die Freundschaft wichtig ist und als Letztes, ob es sich lohnt, für diese Freundschaft zu kämpfen. Sechs Monate lang blieb Emmie im Krankenhaus. In dieser Zeit bekam sie immer von denselben Leuten Besuch. Jeden Tag sagte sie: „Mir ist so langweilig, ich bin buchstäblich am Krankenhausbett festgewachsen.“ Sie bekam von ihren Ärzten die Erlaubnis, im Rollstuhl durch die Gänge zu fahren.

Auf einem Gang kam ihr ein Junge, ebenfalls im Rollstuhl, entgegen. Die beiden unterhielten sich und es stellte sich heraus, dass er Noah hieß und auch in die 7. Klasse ging. Er hatte einen bösartigen Hirntumor und war seit drei Wochen im Krankenhaus und hasste es mindestens genauso sehr wie Emmie. Noah erzählte: „Die Chemo macht mich ziemlich fertig. Ich habe immer schlechte Laune und mir ist so unfassbar übel.“ Emmie kannte das nur zu gut, schließlich hatte sie selbst das auch durchgemacht. Die beiden zogen sich in Emmies Zimmer zurück, um sich besser unterhalten zu können. Emmie und Noah trafen sich in den darauffolgenden Wochen immer häufiger und wurden mit der Zeit gute Freunde. Auch Lina und Noah verstanden sich wirklich gut und sie waren ein unzertrennliches Trio. Sie gingen zusammen zu Untersuchungen und spielten auch Freundschaften sortieren gemeinsam.

Noah hatte von Anfang an nicht so viel Glück, eine so gute Freundin oder Freund wie Lina zu haben. Er musste durch vieles alleine durch. Zwar hatte er seine Eltern, aber diese ersetzten nun mal keinen guten Freund.

Bei seinem letzten MRT kam heraus, dass der Tumor gewachsen war und er operiert werden musste. „Auch das noch!‘‘, dachte sich Lina, denn Emmie hatte erst gestern wieder eine Chemo bekommen, welche ihr sehr zu schaffen machte.

Noah war am Boden zerstört nach dieser Nachricht, da es vor wenigen Tagen noch hieß, dass alles in Ordnung war. Unter Tränen erzählte er Lina und Emmie von der Nachricht. Trotz der komplizierten Umstände waren sowohl Emmie als auch Lina für ihren Freund da. Die beiden hatten Angst um ihn, da so eine Operation ein sehr hohes Risiko mit sich bringt.

Noch am selben Tag wurde Noah operiert. Die Zeit verging so langsam wie noch nie. Zumindest kam das Emmie so vor. Sie wartete zusammen mit Lina darauf, dass die Ärzte ihnen die erlösende Nachricht überbringen. Doch es kam nichts. Stunde für Stunde warteten sie und schließlich schliefen sie ein. In Emmies Traum kamen die schrecklichsten Dinge vor. Von Hirnschädigungen über Krankheiten, die ihn so weit einschränkten, dass er eine 24h-Betreuung bräuchte. Auch in Linas Kopf kreisten die Gedanken ausschließlich um Noah. Aber im Gegensatz zu Emmie konnte sie kaum schlafen. Sie wussten nicht, ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen war, dass es so lange dauerte. Die Angst, dass doch etwas passiert sein könnte, war einfach zu groß, um sich auf etwas Anderes zu konzentrieren. Ihnen wurde bewusst, wie heimtückisch diese Krankheit eigentlich ist. Wenn man im ersten Moment denkt, der Gesundheitszustand verbessert sich und dann so einen Rückschlag erleidet, muss man emotional sehr stark sein. Es beruhigte sie zu wissen, dass Noah um jeden Preis kämpfen würde.

Nach 16 Stunden OP kamen die Ärzte endlich zu Emmie und Lina. Sie erzählten den beiden, dass alles gut gegangen war und sie in etwa 30 Minuten zu Noah gehen könnten. Emmie fiel ein Stein vom Herzen und auch Lina war einfach überglücklich.

Sie machten sich sofort auf den Weg zu Noahs Zimmer, wo sie den restlichen Tag damit verbrachten zu überlegen, was sie gemeinsam machen, wenn Noah und Emmie endlich aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Die Zeit verging und Noah erholte sich von der OP, sodass er schon bald entlassen werden konnte. Auch Emmie ging es immer besser, die Chemo wirkte und schon bald war sie vorerst krebsfrei. Alle freuten sich, denn es schien, als könnten die drei schon bald all die Dinge machen, von denen sie im Krankenhaus geträumt hatten.

Mittlerweile waren zwei Monate vergangen, in denen Noah und Emmie zuhause waren. Langsam kehrte der normale Alltag wieder, sie gingen in die Schule und trafen sich am Nachmittag. Es war beinahe alles wie davor. Doch Emmie distanzierte sich von Leuten wie Max und Anna, vor allem, weil die beiden in der ersten Zeit, als Emmie wieder in der Schule war, so taten, als wäre nichts gewesen, aber auch weil sie gelernt hatte, dass solche Personen ihr nicht guttaten. Ähnlich sah es bei Noah aus, jedoch hat er einem ehemaligen Freund noch eine Chance gegeben. Denn nachdem er Freundschaften sortieren mit dieser Freundschaft gespielt hatte, wusste er, dass es wichtig ist, für diese Freundschaft zu kämpfen. Die drei trafen sich oft und sprachen am liebsten über Freundschaft, da dieses Thema einfach nie langweilig wurde. So kam es, dass die drei sehr gute Freunde wurden und noch viel mehr miteinander erlebten.

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