von Emma Nubert; Foto von Pixabay

Freundschaften können sich ändern. Genau das habe ich, Olivia, im letzten halben Jahr gelernt! Ich und meine ex-beste Freundin Hannah waren eigentlich immer unzertrennlich gewesen. Wir taten ALLES zusammen: Wir trugen die gleichen Klamotten, waren immer bei der anderen zuhause, unternahmen Ausflüge zusammen und ja, selbst in den Urlaub fuhren wir gemeinsam. Immer hieß es: „Wir sind unzertrennbar!“, oder: „Nichts bringt uns auseinander!“ Aber es kommt nicht immer alles so, wie man es sich wünscht…

Eines Tages, ich weiß nicht einmal mehr wann, so lange geht das schon, kam wie aus dem Nichts dieses neue Mädchen in unsere Klasse. Sie war genau diese Art von Mädchen, die in diesen amerikanischen Highschool-Filmen immer so beliebt und cool sind. Dieses Mädchen, Jessy war ihr Name, hatte blonde lange Haare, trug eine große Sonnenbrille auf ihrem Kopf und hatte dazu strahlend weiße Turnschuhe an. Es war klar, dass von nun an alle Mädchen zu ihr aufschauten und mit ihr befreundet sein wollten. Das war mir und Hannah aber egal, denn wir hatten ja uns! Dachte ich…

So blieb es also erstmal bei unserer Freundschaft und Jessys „Gang“. Doch nach ein paar Wochen fingen die anderen an, mir und Hannah seltsame Blicke rüberzuschieben. Sie schauten uns von der Seite an, als ob wir nicht mehr ganz dicht wären. Zuerst machte uns das nichts aus, doch irgendwann meinte Hannah zu mir: „Du, Olivia, findest du es nicht auch so langsam nervig, wie die uns die ganze Zeit anstarren?! Ich weiß ja nicht, ob es dich stört, aber mich schon irgendwie…“ „Na ja, mir ist nur wichtig, dass du und ich beste Freundinnen bleiben! Da können die meinetwegen noch so viele Blicke schieben“, meinte ich zu ihr. Hannah schaute mich nur traurig an und dann kam das Gespräch nie wieder hoch. Tja, wie auch, denn von einem auf den anderen Tag hing sie nur noch mit diesen Mädchen ab! Sie sprach kein einziges Wort mehr mit mir und überhaupt war ich ihr vollkommen egal! Hannah schob Blicke, lästerte mit den anderen über mich ab und tat so, als wären wir niemals Freundinnen gewesen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Von einem auf den anderen Tag hatte sie unsere letzten gemeinsamen sieben Jahre weggeworfen! Womit hatte ich das verdient?!

Die nächsten Wochen ging es genauso weiter: das Geläster, die Blicke und das Ignorieren. In den Schulpausen saß ich immer alleine auf einer kleinen Treppe in der Nähe des Altbaus. Ich saß dort und aß mein Schulbrot. Während ich dort saß, dachte ich immer über vieles nach. Die auseinandergegangene Freundschaft, die seltsame Mädchenclique, das Alleinsein und darüber, ob ich je wieder mit jemandem hier sitzen würde und mit ihm oder ihr genauso lachen würde, wie ich es mit Hannah getan hatte…

Nach ein paar Tagen, ich saß wieder auf meiner Treppe, spielten mehrere Kinder gemeinsam in der Pause Fußball. Nicht nur Jungs, nein, auch Mädchen! Es sah weniger danach aus, als würden sie aus Ehrgeiz spielen oder danach, wer die meisten Tore, die jeweils aus zwei Jacken im Abstand von zwei Metern auf dem Boden lagen, machte. Es ging ihnen um Spaß! Gerade als ich darüber nachdachte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Eines der Kinder hatte mir den Ball so stark an den Arm geschossen, dass mir mein Brot aus der Hand fiel und nun auf dem Boden lag. Sofort kam ein Mädchen mit braunen Haaren, die zu einem Zopf gebunden waren, zu mir gerannt. Sie hob mein Brot auf, drückte es mir in die Hand, nahm den Ball und fragte mich, ob alles okay bei mir sei: „Tut uns leid, das wollten wir nicht. Wir haben mal wieder nicht aufgepasst! Soll ich das wiedergutmachen? Ich kann dir gerne eine Brezel aus der Mensa holen, wenn das für dich in Ordnung ist?“, meinte sie, „Ich bin übrigens Seline.“ „Olivia!“, entgegnete ich, „Und, nein, du musst mir keine Brezel kaufen, ich wollte das sowieso nicht mehr essen, falscher Belag. Du verstehst?“ Das Mädchen, Seline, streckte mir die Hand entgegen. „Was soll das?“, fragte ich sie verwundert. „Komm, spiel mit uns!“, meinte sie. Ich, komplett verwundert, versuchte ihr zu erklären, dass ich aber gar kein Fußball könne und das deshalb keine so gute Idee sei. Doch sie streckte mir ihre Hand so lange entgegen, bis ich sie nun doch nahm und mit ihr gemeinsam zu den anderen lief. „Leute, das ist Olivia! Sie spielt heute mit uns, okay?“ Ich hatte erwartet, dass die anderen Kinder mir komische Blicke zuschieben würden, doch so war das nicht! Kurz stellten sich alle vor und dann fingen wir an zu spielen. Obwohl ich kein Fußball konnte und gar keine Ahnung davon hatte, was genau ich da überhaupt tat, bekam ich immer wieder den Ball.

Heute, etwa fünf Wochen später, spiele ich immer noch mit ihnen und inzwischen sind wir alle sogar richtig gute Freunde geworden! Wer hätte das gedacht? Selbst Fußballspielen kann ich nun einigermaßen!

DAS macht für mich Freundschaft aus! Da können Hannah und ihre tollen neuen Freunde noch so viele Blicke schieben, wie sie möchten. Ich habe meine Freunde gefunden!

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